Gute Frage!

Nach meiner Erfahrung ist es wesentlich schwerer, eine gute Frage zu finden als Antworten zu liefern. Kennt Ihr Situationen, in denen man bei einem anderen etwas sieht, was derjenige bei sich selbst gar nicht wahrnimmt? Von außen kann man gut Ratschläge geben, stimmt’s? Sogar solche, die man selber nie umsetzen würde. Sie sind deswegen ja nicht falsch. Aber sie sind in der Regel wenig hilfreich. Weil Antworten den anderen zumeist damit konfrontieren, was er irgendwie nicht tut, und was er aber tun sollte. Hinzu kommt, dass sich Antworten immer nur auf den Moment beziehen können.
Weil sich die Dinge ständig verändern, hinken Antworten ständig hinterher.

Ganz anders ist es mit einer wirklich guten Frage. Gute Fragen inspirieren und begleiten dich. Eine wirklich gute Frage kann dich lange begleiten. Umso mehr Du Deine Frage im Laufe der Zeit mit Deinem gesamten Bewusstsein (Körper, Geist, Seele) in Dich aufnimmst, umso mehr erkennst Du in der Frage die Antwort.
Nehmen wir zum Beispiel die beliebte Frage: „Wie werde ich reich?“ Eine Frage die viele Menschen beschäftigt. Nun, die Antwort ist sehr einfach. Wenn man sich die Frage genau ansieht, steckt die Antwort nämlich schon drin. Die einfache Antwort lautet: „Werde reich!“. Leider reicht den meisten Menschen diese Antwort nicht. Sie wollen es genauer wissen und fragen „Aber WIE – ICH?“

Und hier kommt der zweite Teil der Antwort zum Vorschein für die, die es genauer wissen wollen. Um diesen Teil der Antwort zu verstehen, musst Du einfach nur auf Deine Hand schauen. Ja, gerade jetzt. Tue es jetzt einfach mal: Was siehst Du? Fünf Finger. Ist das nicht wunderbar? Und nun schau auf Deine andere Hand: Was siehst Du? Wieder fünf Finger. Großartig! Dieses Wunder begeistert jedes Kind. Und wenn Du, wie ich, viele Jahre vor und mit Kindern gespielt hast, dann weißt Du, was dann passiert. Vielleicht kennst Du es auch von Deinen eigenen Kindern. Alle reißen begeistert die Arme hoch, zeigen ihre zehn Finger. Zählen sie einzeln ab.
Prima – Vollausstattung – alles da!
In dem Moment wird klar: ICH BIN. Du kannst es auch wirklich jedem Kind ansehen: Da ist Begeisterung. Du kannst zu jedem einzelnen Kind hin gehen. Die Finger berühren sich. In diesem Moment fühlen sich alle reich und bereichert. Das gleiche kannst auch Du tun. Jetzt in diesem Moment. Und Du kannst es jeder Zeit wiederholen. Einfach nur die Finger aufeinander legen und sich berühren lassen. Du kannst Dich spüren. Dich als Ich. Ich - meine Hand. Ich - meine Finger. Und Du spürst es ganz deutlich: „Ich bin reich“.
Und das ist schon alles.
Jetzt schau zu, was Du mit Deinem Reichtum anfängst. Und damit sind wir schon bei der nächsten Frage: „Was tue ich mit meinem Reichtum?“
Es kann gut sein, dass die Antworten nicht immer sofort zu Dir durchdringen. Dazwischen drängen sich Zweifel, Ungeduld, Schuldgefühle, Scham. Alles Mögliche kann sich zwischen Deine Frage und ihre Antwort schieben. Mein Tipp: konzentriere Dich nicht so sehr darauf, die Antwort zu finden. Viel wichtiger ist es, die Anweisung zu verstehen, die mit der Frage zum Vorschein kommt:
Denn in der Frage. „Wie werde ich reich?“ steckt der Hinweis: „Werde Ich“. Der zweite Hinweis lautet: „Reich wie ICH“. Auch wenn das nur ein kleines Wortspiel ist. Hier ist mein Vorschlag: Nimm die Handlungsanweisungen an, die in der Frage stecken, und lass sie auf Dich wirken.
Das Wesen einer guten Frage ist, dass sie Dich begleitet und inspiriert.

Und das ist vielmehr wert als eine momentane Antwort. Die Frage bewegt, die Antwort beendet und friert die Frage ein. So als ob damit die Sache erledigt wäre und nicht mehr hinterfragt werden müsste. Das ist der Grund dafür, warum wir uns mit Antworten oft unwohl fühlen können.
Tu‘ dies und lass‘ jenes!
Was ist aber, wenn sich Dein Gefühl verändert oder sogar die Umstände sich verändern? Wird es klar? Die Frage bleibt immer die gleiche. Nur die Antwort ist in dem Moment, in dem Du sie bekommst, schon veraltet.
Warum aber suchen wir überhaupt nach Antworten?
Ganz einfach: Vielfach fragen wir nach Antworten, weil wir gerne genau wissen möchten, was passiert, wo das hinführt und was dabei herauskommt. Mit anderen Worten: wir möchten gerne wissen, wie es geht. Und wir möchten gerne auch gleich das Ergebnis haben, ohne erst die Erfahrung machen zu müssen.
Und so kommen sie auch schon, die großartigen Antworten! Sie spielen sich auf, und tun so, als würden sie uns alles liefern können was wir wollen, und das, ohne dass wir uns dabei bewegen und schmutzig machen müssten.....
Klar, da ist die Enttäuschung doch vorprogrammiert...
Und so wird eine Antwort zur Enttäuschung. Ich erlebe das auch manchmal im Kurs, wenn ich gefragt werde: „Was ist ein guter Clown?“ und weiter: „Wie werde ich ein guter Clown“
Es gibt keine Vorlage für einen guten Clown. Jeder Clown ist individuell und einmalig. Man kann sich seinen Clown nicht von der Stange holen.
Und damit wird es deutlich: Es gibt hier ein Problem.

Denn es bedeutet, dass man ein Risiko eingehen muss. Manchmal passt der Clown nicht richtig. Manchmal zwickt und zwackt es überall. Das gehört dazu. Denn der Clown, das bist Du. Und so kann es sein, dass Du plötzlich Dinge an Dir entdeckst, die Du nicht sein willst, und vielleicht kann es Dir sogar einmal peinlich sein.
Da hast Du dann auch schon die nächste Antwort auf Deine Frage, wie Du ein Clown werden kannst.
Die Antwort lautet: Du kannst es nur tun. Du kannst es erfahren, wie Du herausfordernden Situationen nicht ausweichen musst, sondern mit ihnen spielen kannst.
Denn Humor entsteht niemals da, wo alles gut läuft. Ganz im Gegenteil. Und genau da, wo es ist nicht klappt, in dem wohnt Dein Clown.
Also: auch hier ist die Antwort bereits da in der Frage enthalten: „Wie werde ich ein Clown?“: - Wer - Ich? -
Ja! Ein Clown wie Du! Ein Clown, wie nur Du einer sein kannst, mit allem, was dabei in Dir zum Vorschein kommen will!
Der Clown, der nur Du bist.
Deswegen ist hier mein Vorschlag: Suche nicht nach Antworten, sondern lass‘ Dich von Deiner Frage führen.
Gut Clown!
Dein Michael