Wie ich den Clown der Stille fand

Wie ich den Clown der Stille fand.

In einer Phase starker persönlicher und beruflicher Konflikte, währenddessen ich mich nach nichts anderem als nach Ruhe und Stille sehnte, wachte ich eines Morgens mit dem Satz auf:

„Ich könnte alles zerstören, aber ich habe es noch nicht verstanden!“

An diesem Morgen hatte mir meine Traumstimme klar und deutlich zu verstehen gegeben, dass man nichts verlassen kann, was man noch nicht erkannt hat. Es gibt nur eine Möglichkeit, um dem Alptraum zu entkommen und die ist, aufzuwachen, zu realisieren was ist und was nicht ist.

Ich erkannte im Prinzip des Erwachens den Zugang zur Stille, nach der ich mich so gesehnt habe. Gleichzeitig fand ich damit zu einer neuen Ausdruckseben des clownesken Spiels, die ich den Clown der Stille nenne. Hier endet das Spiel des Charakterclowns, dem wir viel verdanken. Denn, indem wir uns immer neu verwickelt haben, konnten wir uns erst ent-wicklen.

Mit dem Erwachen des Clowns der Stille verschwinden unsere Inszenierungen des Scheitern. Im Erwachen können wir uns umdrehen und die Täuschung erkennen, die den Blick auf die Wirklichkeit verstellt hat.

Mit dem Erwachen des Clowns gelingt endlich die Wahrnehmung der Stille. In der Stille vereint sich die innere Wahrnehmung mit dem äußeren Geschehen. Der Clown der Stille verfolgt den Weg zurück von der Emotion, zum Gefühl hin zur Empfindung als Schnittstelle des konkreten Erlebens. Damit verschwindet die Illusion. Was bleibt ist der Augenblick. So wenig wie der Clown der Stille selber einen bestimmten Sinn verfolgt, so sehr offenbart er damit den größeren Zusammenhang. Er liebt das bedeutungslose, pure Spiel in dem sich alles spiegelt ohne etwas bestimmtes zu meinen. Anders als die verbale Sprache, die im Benennen ausschließt und ausgrenzt, spielt er mit dem was er vorfindet und kombiniert die Ereignisse. Eine beiläufige Geste, eine zufällige Begegnung wird zum fortdauernden Spiel ohne Anfang und Ende. In diesem Spiel gibt keine witzigen Pointen und keinen artistischen Höhepunkt, außer der Präsenz. Der Clown der Stille braucht keine Bedeutung, kein Problem und keinen Konflikt um im Hier und Jetzt sein Spiel zu finden. Ihm genügt ein Lichtschein an der Wand, das Bewegen eines Zweiges im Wind oder der staunende und gespannten Blick eines Kindes, den er für einen kurzen Moment festhält und als Meister des stillen Augenblicks mit der Ewigkeit verbindet.

Der Weg zur Stille

Der Clown der Stille verhält sich wie ein Fährtensucher. Seine Beute ist die Stille. Er stimmt sich ein und bringt sich in Einklang mit der inneren und äußeren Landschaft die er durchstreift. Dabei wird er sich nicht nur seiner eigenen Reaktionen bewusst, sondern auch der seiner Beute. Der Fährtensucher und die Beute, dem er auf der Spur ist, werden eins. Der Fährtensucher ist damit im Gewahrsein. Wie bei einem Jäger hängt dabei die Sicherheit vor möglichen äußeren Gefahren und die gleichzeitige Ausrichtung auf seine Beute von der Präsenz seines ganzheitlichen inneren Empfindens ab. Seine Sinne sind völlig auf die Situation eingestimmt und nehmen die leisesten Geräusche und Bewegungen wahr. Ein inneres Gefühl warnt ihn, wenn etwas nicht in Ordnung ist und weist ihm den Weg, wenn die offensichtlichen Spuren verwischt sind.

Der Clowns der Stille nimmt daher alles intensiver und vielfältiger wahr. In diesem Gewahrsein erlebt er Dinge als schön, die anderen als banal erscheinen. Sein Erleben wird spürbar und sichtbar durch das Wechselspiel von Denken, Fühlen und Handeln. Er bezieht seine Impulse gleichermaßen vom Geist wie vom Körper. Geist und Körper sind kein Gegensatzpaar. Der Clown der Stille verkörpert die Verbundenheit. Um diese Wechselbeziehung und die Verbindung zum Ausdruck zu bringen, muss das Aufnehmen der inneren und äußeren Impulse mit der gleichen Intensität betrieben werden, wie die künstlerische Aufgabe des Ausstrahlens.

Indem der Clown, getragen von seinem inneren Erleben, im gleichen Moment mit allem Äußeren in Verbindung steht und alles wahrnimmt und aufnimmt, trainiert er die gleichzeitige Anwesenheit des „Beobachters“. Aus einer Art Vogelperspektive schaut er auf sein Tun, ohne davon getrennt zu sein. Das führt uns zur sogenannten:

„Einbezogenheit des Beobachters“

In diesem Erleben gibt es kein Ich, das die Welt anschaut, sondern nur noch ein Ich, das sich in einer Welt umschaut, deren Teil es ist. Spielen ist damit eine Tätigkeit, die sowohl innerlich gefühlt wie äußerlich beobachtet wird. Dazu kommen die Wahrnehmung und Würdigung der präsenten Gefühle, Empfindungen und Emotionen aus einem weiteren Gesichtskreis und einer größeren Tiefe und Bewertung heraus.

Der Clown der Stille ersetzt die Grundannahme „Ich bin falsch – ich muss mich ändern“ nicht einfach durch den Slogan „Ich bin O.K.“.

Er geht mit dem was ist und vertraut der klärenden und transformierenden Qualität der Präsenz, die alles Vergangene und Erwartete im Augenblick bündelt: Auch Angst, Lust, Schmerz oder Freude gehören zu seiner präsenten Wahrnehmung und Würdigung dessen was wahr und präsent ist.

Der Clown der Stille klammert nichts aus. Statt zu verändern, will er vernetzen. Sein Ziel ist die Auflösung der Trennung des Menschen vom Sein. Damit wird der Clown seiner uralten Funktion als Schamane, Heiler und spiritueller Führer gerecht. Seine Absicht ist Verbundenheit die durch Mitgefühl mit sich selber erwächst. Das erfordert Hingabe und Durchlässigkeit. Dadurch erkennt er im anderen die ursprüngliche Gestalt jenseits von Identifikationen und Projektionen.

Was in östlichen Bewusstseinslehren mit dem „Sehen der Buddhanatur“ gemeint ist und in der westlichen Religion als Verbundenheit (lat.religio) gelehrt wird, bedeutet für den Clown der Stille die Frage:

„Was würde der Humor tun, um die Dinge in den Fluss zu bringen ?!“

Der Clown der Stille beantwortet diese Frage indem er sich der Präsenz stellt. Präsenz ist real. Sie ist nicht sozial vermittelt und kann nicht vorgetäuscht werden. Deswegen führt auch kein bestimmtes Handeln zu Präsenz. Präsenz ist ein Zustand.

Andererseits kann man die Voraussetzungen für eine präsenten Zustand durch Atemtechniken, Körperarbeit und Wahrnehmungs- und Emotionstraining herbeiführen, einüben und trainieren.

Im präsenten Zustand kann man spontan, zum richtigen Zeitpunkt, im Einklang mit dem Ganzen ohne Anstrengung des Willens hervorzutreten. Präsenz befreit aus der Diktatur der Reaktion und führt jenseits des linearen Denkens von A nach B, zu einer ganzheitlichen Sichtweise. Mit dem Aufgeben des diskursiven Denkens entsteht Raum, um sich an sinnlichen und energetischen Koordinaten auszurichten.

Damit ist der Weg frei zu einer intuitiven Kommunikation. Aus der aus der Stille heraus können die ständige Veränderung und Verwandlung verfolgen und sind gleichzeitg ein präsenter, spielerischer Teil davon.

Das ist der Clown der Stille

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